Die Herausforderungen auf dem Wohnungsmarkt sind gravierend:
In den vergangenen 25 Jahren haben sich die Baukosten für einen Quadratmeter Wohnraum mehr als verdoppelt.
Seit 2022 ist auch das Zinsniveau deutlich gestiegen – eine doppelte Belastung für die Bauwirtschaft, die auch in Niedersachsen Spuren hinterlässt. Auch steigende technische Standards und teure Grundstückspreise führen dazu, dass die Zahl der neugebauten Wohnungen sinkt, während Mieten und Nebenkosten dagegen steigen. Darunter leiden besonders Haushalte mit geringem Einkommen.
Um Lösungsansätze zu diskutieren, zu teilen und zu finden haben sich heute beim 20. Wohnungspoltischen Kongress in Hannover rund 250 Fachleute getroffen.
Wirtschaftsstaatssekretär Matthias Wunderling-Weilbier appellierte: „Wir müssen Wege finden, wie wir trotz hoher Baukosten und steigender Zinsen neuen und vor allem bezahlbaren Wohnraum schaffen können. Denn Wohnen ist ein Grundbedürfnis und keine Luxusfrage. Das gelingt nur, wenn wir innovative Konzepte in die Praxis bringen: durch die Wiederverwendung von Materialien, durch intelligente Nachverdichtung und durch effiziente Bauweisen, die Kosten senken und Ressourcen schonen. Entscheidend ist, dass Nachhaltigkeit und Bezahlbarkeit Hand in Hand gehen – damit auch Menschen mit kleinen und mittleren Einkommen eine echte Chance auf gutes Wohnen haben. Der Wohnungspolitische Kongress zeigt, wie wertvoll der Austausch von Ideen und praktischen Erfahrungen ist, um diesen Anspruch in Niedersachsen gemeinsam zu verwirklichen.“

Natürlich wird es in Großstädten wie Hannover und Oldenburg oder im berühmten Speckgürtel um Hamburg nicht ohne intelligenten und bezahlbaren Neubau gehen. Aber in Niedersachsen gibt es mehr als 4,15 Millionen Wohnungen. In der klugen Weiterentwicklung dieses Bestands liegt ein enormes Potenzial. Um-, Aus- und Anbauten von und an Gebäuden können ebenso zur Schaffung von Wohnraum beitragen wie die Entwicklung bereits bestehender Quartiere durch Nachverdichtung. Und dieses Bauen darf nicht so teuer sein, dass die Mieten hinterher unerschwinglich sind. Denn sonst ist niemandem gedient.
Fachleute diskutierten auf dem Kongress beispielsweise das Potenzial, das die Bebauung von ebenerdigen Parkplätzen neben freistehenden Gebäuden wie Einkaufsmärkten bietet – natürlich unter Erhalt der Abstellplätze.
Schätzungen gehen bundesweit von mehr als 18 Millionen Quadratmetern an Parkplatzfläche aus. Das Erdgeschoss wird weiter als Parkplatzfläche genutzt, gebaut wird in 3D-modularer Holzbauweise.
Daneben wurden Ideen für gelungene Nachverdichtung im innerstädtischen Bereich vorgestellt, wie zum Beispiel das Projekt „Tarzan und Jane“ der Gewoba in der Bremer Gartenstadt Vahr, das mit dem Deutschen Städtebaupreis ausgezeichnet worden ist. Die beiden durch Laubengänge miteinander verbundenen Gebäude zeigen, wie Siedlungen aus den fünfziger und sechziger Jahren mit kostengünstigem aber qualitativ hochwertigem Neubau aufgelockert werden können. 41 preisgebundene und 21 preisfreie Wohnungen sind bis Herbst 2023 hier entstanden. Eine Photovoltaikanlage auf dem Dach liefert den Strom für das Gebäude.
Auch in Niedersachsen wurde der prämierte Neubautyp „Tarzan & Jane“ bereits mit Unterstützung der sozialen Wohnraumförderung erfolgreich umgesetzt. Im Heinrich-Albert-Zachariä-Bogen in Göttingen-Weende entstanden 35 neue Wohnungen, gebaut von der Städtischen Wohnungsbau GmbH (SWB). Sämtliche Einheiten sind barrierefrei gestaltet, drei davon zusätzlich rollstuhlgerecht. Die Kaltmiete beträgt 7,50 Euro pro Quadratmeter.