IT-Ausbildungsverbund: Für mehr weibliche, zugezogene und ausländische Auszubildende in IT-Berufen

Die Auszubildendenzahlen in den IT-Berufen zu steigern, ist das Ziel des Projekts IT-Ausbildungsverbund der IT-Dienstleistungsgesellschaft mbH Emsland (it.emsland). Ein besonderer Fokus liegt auf weiblichen, zugezogenen und ausländischen Bewerbenden. Zusätzlich sollen Unternehmen an die Ausbildung von IT-Berufen herangeführt und befähigt werden, die bisher keine IT-Fachkräfte ausgebildet haben.

Um diese Ziele zur erreichen, wurde ein sogenannter Ausbildungsverbund initiiert. Im Ausbildungsverbund wirken mehrere Betriebe bei der Ausbildung zusammen. Die Auszubildenden wechseln dabei in diesem speziellen Verbund zwischen den Ausbildungsstätten der beteiligten Betriebe hin und her, die Förderung ermöglicht auch andere Modelle. Neben der bereits seit 2021 laufenden Verbundausbildung zwischen it.emsland und Thynk.media wurden durch das Projekt insgesamt sieben weitere IT-Ausbildungsplätze im Verbund geschaffen. Zwischen drei Verbundbetrieben erfolgt ein „Ringtausch“ von Auszubildenden, und zweimal eine „Entsendung“ in den Partnerbetrieb. Das Projekt war vom Emsland und der Grafschaft bis nach Ostfriesland aktiv.

Wir haben mit Geschäftsführer und Projektleiter Michael Schnaider über den bisherigen Projektverlauf gesprochen.

Geschäftsführer und Projektleiter Michael Schnaider
Geschäftsführer und Projektleiter Michael Schnaider | Bild: © IT-Dienstleistungsgesellschaft mbH Emsland

Herr Schnaider, Ziel Ihres Projektes ist einerseits die Erhöhung der Anzahl insbesondere der weiblichen, zugezogenen und ausländischen Auszubildenden in IT-Berufen und andererseits Unternehmen, die bislang keine IT-Fachkräfte ausgebildet haben, zu unterstützen. Wie erfolgreich sind Sie bislang mit dieser Doppelstrategie?

Insgesamt wurden im Rahmen des Projektes acht Ausbildungsplätze geschaffen und personell besetzt, davon eine weibliche Auszubildende und zwei Auszubildende mit Migrationshintergrund. Eines der teilnehmenden Unternehmen hatte bislang nicht im IT-Bereich ausgebildet und wurde unterstützt, das Ausbildungsthema anzugehen. Zusätzlich konnten die Projektmitarbeitenden zur Anbahnung zukünftiger IT-Ausbildungsverbünde die Organisationen Ostfriesische Beschäftigungs- und Wohnstätten GmbH und die Gemeinde Krummhörn einbinden, in den Bereich der IT-Ausbildung einzusteigen.

Eine Motivation der Betriebe zur Teilnahme am IT-Ausbildungsverbund ist die Möglichkeit eine Kooperation zwischen anwendenden Betrieben (der NICHT-IT-Branche) und IT dienstleistenden Unternehmen zu etablieren. Wie setzen Sie dies in der Praxis um und wie wichtig ist dabei der Perspektivwechsel?

Ausbildungsverbünde können ein Weg sein, um Unternehmen den Einstieg in die Ausbildung zu erleichtern. Allerdings ist es wünschenswert, dass die Rahmenbedingungen und Voraussetzungen hierfür flexibler sind. In Gesprächen mit Unternehmen wurden zunächst deren spezifische Stärken und Expertise im IT-Bereich sowie relevante Anwendungsfelder erhoben. Außerdem wurde ermittelt, was ein mögliches Partnerunternehmen an Wunsch-Anforderungen erfüllen sollte. Die Projektmitarbeitenden der IT-Achse haben dann aktiv nach passenden Unternehmen jeweils aus dem Dienstleistungs- bzw. anwendenden Sektor gesucht. Dass ein IT-Dienstleister und ein anwendendes Unternehmen in einem Ausbildungsverbund zusammenkommen, wurde dabei von beiden Seiten als besonderer Vorteil gesehen. Für die Auszubildenden in einem solchen Verbund ergibt sich die einmalige Chance, die Arbeitsweisen und Bedingungen aus der Dienstleister- und der Kundenperspektive real zu erleben. Das gegenseitige Verständnis für Herangehensweisen und Herausforderungen wiederum ist förderlich für eine reibungsfreie, effiziente Umsetzung von IT-Lösungen. Zudem bietet es den Auszubildenden die Möglichkeit, ein umfassenderes Bild der Berufsmöglichkeiten während ihrer Ausbildung zu sammeln.

Treffen der Ausbilder/-innen im Ausbildungsberuf Fachinformatiker/-in an der BBS Meppen | Bild: © Martin Hülsmann

Wo gab und gibt es Schwierigkeiten und Probleme im Projekt? Welche Lösungsansätze brachten Erfolg?

Ein Aspekt, der sich erst in vertiefenden Gesprächen ergeben hat ist, dass wir die Frage von Datensicherheit und Geheimhaltung bei der Verbundausbildung zunächst zu wenig berücksichtigt hatten. Auch die Konkurrenz um Auszubildende oder unterschiedliche Anforderungen an die Startqualifikation von Auszubildenden waren potenzielle Hinderungsgründe. In vielen Fällen führten moderierende und aufklärende Gespräche über Chancen und Risiken zu erhöhtem Teilnahmeinteresse. Als Hilfestellung wurden verschiedene Vertragsmuster zur Regelung bereitgestellt. Grundsätzlich besteht die Herausforderung, (IT-) Ausbildungsstellen mit passenden Kandidatinnen und Kandidaten zu besetzen. Hier unterstützte das Projekt bei der Bewerbung offener Stellen und der Ansprache potenzieller Auszubildender. Auch die erstellte Plattform leistete dazu einen Beitrag. Mögliches weiteres Potential bietet, bereits an Schulen anzusetzen und dort für das Ergreifen einer IT-Ausbildung zu werben.

IT-Ausbildungsverbund MVB CONSULTING-ELA Container | Bild: © ELA Container GmbH

Ein Baustein des Projekts ist der Aufbau einer Suche-/Biete-Plattform. Wie erfolgreich ist Ihre Suche/Biete-Börse?

Die Suche-Biete-Börse bietet gezielt die Möglichkeit, Unternehmen zusammen zu bringen, die an einer IT-Verbundausbildung interessiert sind. Die in der Plattform verfügbaren Vertragsmuster und Checklisten erleichtern das Aufsetzen eines Ausbildungsverbunds. Das Gewinnen von interessierten Unternehmen bleibt weiter aktuelle Aufgabe. Hier ist zunächst die persönliche Ansprache wichtig.

Sie sind in den sozialen Medien vertreten. Wie wichtig sind für das Projekt Ihre Aktivitäten auf Social Media?

Die persönliche Ansprache von Unternehmen im Rahmen von Einzelgesprächen und Veranstaltungen hat sich im Vergleich zur Ansprache auf sozialen Medien als erfolgversprechender dargestellt. Vorteile und Chancen einer Verbundausbildung können im persönlichen Gespräch besser und gezielter vermittelt werden als über Online-Medien. Bei der Ansprache von potentiellen Auszubildenden wiederum haben Social-Media-Kanäle durchaus Reichweitenpotential.

Die Auszubildenden im IT-Ausbildungsverbund Fouad und Max sitzen auf einem roten Sofa und unterhalten sich
v.l.n.r. Fouad und Max - Auszubildende im IT-Ausbildungsverbund | Bild: © Alina vom Bruch

Wenn Sie resümierend auf Ihren bisherigen Projektverlauf schauen, welches sind die Besonderheiten in Ihrem Projekt? Welche wichtigen Erfahrungen möchten Sie Betrieben, Auszubildenden und weiteren Interessierten gerne zugänglich machen?

Für Auszubildende bietet ein Ausbildungsverbund die Chance mindestens ein weiteres Ausbildungsunternehmen kennenzulernen. Sie erhalten Einblicke in unterschiedliche Arbeitsweisen, Unternehmenskulturen, Aufgabenbereiche usw. Fachliche und soziale Kompetenzen können umfassender aufgebaut werden, wovon die Auszubildenden profitieren. Für Unternehmen stellt ein Ausbildungsverbund eine gute Möglichkeit dar, die eigene Ausbildung noch attraktiver zu gestalten. Mehr als ein Ausbildungsunternehmen kennen zu lernen, kann als Wettbewerbsvorteil im „War for Talents“ genutzt werden. Dies ist umso wichtiger, als die IT-Ausbildung in Konkurrenz zu IT-Studienangeboten steht. Bei Verbünden, bei denen Auszubildende zum Partnerunternehmen wechseln, können sich vertiefende Ausbildungskooperationen herausbilden, etwa um die Ausbildung für die neuen IT-Ausbildungsberufe gemeinsam zu gestalten. Zudem bietet ein Ausbildungsverbund eine gute Möglichkeit, die Ausbildung partnerschaftlich zu betreiben, sich auf die eigenen Stärken bei der Ausbildung zu konzentrieren und potenzielle Engpässe besser abzufedern.

Vielen Dank für das Gespräch.

Ausbildungsverbünde

Die Förderung unterstützt die Ziele der Nationalen Allianz für Aus- und Weiterbildung. Gleichzeitig wird die im niedersächsischen „Bündnis Duale Berufsausbildung“ verabschiedete Handlungsempfehlung zur Stärkung der Verbundausbildung aufgegriffen.

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