Mut ist alles anders machen

Bei Brustfellkrebs versagen klassische Chemotherapien. Der Hamelner Onkologiespezialist Pharma Resources und die medizinische Hochschule Hannover entwickeln gemeinsam eine neuartige Therapieform - möglich machte die Zusammenarbeit ein spezielles Förderprogramm der NBank.

„Kleine und mittelständische Unternehmen können groß angelegte Forschungsprojekte oft nur in Kooperation mit Forschungseinrichtungen und anderen forschenden Unternehmen umsetzen. Das Förderprogramm IFP ist für solche Kooperationsprojekte ideal geeignet: Es lässt sich für alle Partner einsetzen und bietet einen nicht rückzahlbaren Zuschuss in Höhe von bis zu 500.000 Euro für Unternehmen sowie einen Zuschuss in Höhe von bis zu 300.000 Euro für Forschungseinrichtungen.“ Kim Voigt, Expertin für Innovationsförderung der NBank

Jedes Jahr erkranken in Deutschland etwa 1.000 Menschen an Brustfellkrebs. Die Überlebenschancen sind bedrückend gering: Meist bleiben Betroffenen nur wenige Monate. Auch Operationen oder Chemotherapien sind häufig wirkungslos und schwächen Patienten zusätzlich. Bei Krankheiten wie dem Brustfellkrebs kommen etablierte Behandlungsformen an ihre Grenzen. Forschende Pharmaunternehmen können helfen – indem sie wirksamere Alternativen finden. Doch ganz neue, noch unerforschte Therapieformen zu entwickeln, bringt unternehmerisch ein großes Risiko mit sich. Viele Forschungsprojekte schaffen es nie bis zur Marktreife.

Kooperation mit Forschungsinstitut

Der niedersächsische Onkologie­Spezialist Pharma Resources will es trotzdem wagen: Zusammen mit der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) forscht das mittelständische Unternehmen aus Hameln zurzeit an einem innovativen Therapieverfahren. Die Idee entwickelte Detlef Lürig, Geschäftsführer von Pharma Resources, bereits im Jahr 2015: „Medikamente, die bei der klassischen Chemotherapie bislang großflächig eingesetzt werden, wollen wir lokal und niedrig dosiert anwenden.“ Die Medikamente sollen also nicht länger in Form von Tabletten oder Infusionen verabreicht werden, sondern direkt dort zum Einsatz kommen, wo sich Krebszellen festgesetzt haben.

Detlef Lürig, Geschäftsführer von Pharma Resource

"Medikamente, die bei der klassischen Chemotherapie bislang großflächig eingesetzt werden, wollen wir lokal und niedrig dosiert anwenden".

Detlef Lürig
Geschäftsführer von Pharma Resources

Finanzierung mit EU-Fördermitteln

Lürig und sein Team entwickelten das Verfahren zunächst in der Theorie: Am Brustkorb wird ein kleiner Schnitt gesetzt, durch den ein Katheter in den Pleura­Spalt – so wird der Raum zwischen Lungen­ und Rippenfell bezeichnet – eingeführt wird. Durch diesen leiten die Ärzte einen Medikamentennebel, auch Aerosol genannt, in den Hohlraum der Lunge. Dieser greift die Krebszellen an und zerstört so den Tumor. So weit die Idee. Gemeinsam mit der Medizinischen Hochschule wollte Lürigs Team testen, ob und wie sich das neuartige Prinzip in der Praxis umsetzen lässt. Die Experten der NBank empfahlen zur Finanzierung das Niedersächsische Innovationsförderprogramm für Forschung und Entwicklung in Unternehmen (IFP) und unterstützten bei der Antragstellung für das Programm, das sich auch aus EU­Mitteln finanziert.

„Es ist uns gelungen, ein bewegliches Kathetersystem zu entwickeln, das die Anwendung der Chemoaerosol­ Therapie erleichtert. Wenn das Verfahren zugelassen wird, könnte es vielen Menschen helfen. In Zukunft könnte es zum Beispiel auch bei Blasen- oder Darmkrebs zum Einsatz kommen.“ Jens Abel, Projektleiter
Bild vom Brustkorb, Foto: Adobe Stock / magicmine
Foto: Adobe Stock / magicmine

Dranbleiben lohnt sich

Im Jahr 2019 konnte es losgehen. Doch während der Coronapandemie musste die Forschung in dem Kooperationsprojekt dann mehrere Monate stillstehen. Die NBank unterstützte das Projekt in dieser schwierigen Situation und verlängerte den Förderzeitraum. Die gemeinsame Kraftanstrengung hat sich allen Widrigkeiten zum Trotz gelohnt: „Es ist uns gelungen, ein bewegliches Kathetersystem zu entwickeln, das die Anwendung der Chemoaerosol­Therapie erleichtert“, berichtet Projektleiter Jens Abel. Jetzt gehe die Arbeit erst richtig los, berichtet er: Zunächst will Pharma Resources die Laborergebnisse publizieren. Im Anschluss sind dann klinische Studien geplant. „Der Weg von der ersten Idee bis zum fertigen Therapieverfahren ist lang“, sagt Abel. Doch es lohnt sich, dranzubleiben: „Wenn das Verfahren zugelassen wird, könnte es vielen Menschen helfen. In Zukunft könnte es zum Beispiel auch bei Blasen­ oder Darmkrebs zum Einsatz kommen.“

Innovationsförderprogramm für Forschung und Entwicklung in Unternehmen (IFP)

Sie möchten ein Forschungs- und/oder Entwicklungsvorhaben in Ihrem Unternehmen durchführen? Das IFP bietet Anreize, neue vermarktbare Produkte, Produktionsverfahren oder Dienstleistungen, die eine deutschlandweite Neuheit darstellen, zu entwickeln.

Ihr NBank-Kontakt zu dieser Förderung

Kim Voigt

Kim Voigt

Beraterin im Team Innovationsförderung

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